Platin: Noch ein wenig zögerlich, ABER...

Platin zählt zu den seltensten und wertvollsten Edelmetallen der Welt. Einst das teuerste Edelmetall, wurde es mittlerweile von Gold in dieser Position abgelöst. Dennoch bleibt Platin aufgrund seiner aussergewöhnlichen Eigenschaften und seiner geringen Verfügbarkeit weiterhin begehrt. Der hohe Preis von Platin resultiert aus seiner Seltenheit und den aufwendigen Fördermethoden: Eine Unze Platin, das üblicherweise einen Reinheitsgehalt von 95% aufweist, wird aus zehn Tonnen Erz gewonnen. Dieser Gewinnungsprozess dauert etwa fünf Monate.

Südafrika ist der weltweit wichtigste Produzent von Platin und das einzige Land, in dem Platin in reinen Bergwerken abgebaut wird. Neben Südafrika spielen auch Russland und Kanada eine bedeutende Rolle in der Platinproduktion, wobei das Edelmetall dort hauptsächlich als Nebenprodukt bei der Gewinnung von Nickel und Kupfer anfällt.

Aufgrund seiner herausragenden chemischen und physikalischen Eigenschaften findet Platin vielfältige industrielle Anwendungen. Es wird aufgrund seiner hohen Hitzebeständigkeit, Formbarkeit und Korrosionsbeständigkeit vor allem in der Automobilindustrie für Katalysatoren, in der Chemie- und Elektroindustrie sowie in der Petroleumraffinerie eingesetzt. Platin wird auch in der Medizin verwendet, beispielsweise in der Chemotherapie oder in medizinischen Implantaten. Darüber hinaus bleibt es aufgrund seines Glanzes und seiner Seltenheit ein beliebtes Material für hochwertigen Schmuck.

Interessanterweise wurde Platin erst relativ spät in der Geschichte entdeckt und genutzt. Es war der Chemiker Wilhelm Carl Heraeus, dem es 1856 erstmals gelang, Platin durch Schmelzen nutzbar zu machen. Der Name «Platin» leitet sich vom spanischen Wort "platina" ab, einer Verkleinerungsform von «plata», was «Silber» bedeutet. Platin wurde möglicherweise bereits im alten Ägypten um 3000 v. Chr. verwendet, wie archäologische Funde nahelegen.

Aufgrund der Ähnlichkeiten in ihren Eigenschaften wird Palladium oft als Ersatz für Platin verwendet, besonders in industriellen Anwendungen. In der Schmuckherstellung hat sich Palladium jedoch bis heute nicht gegen Platin durchgesetzt.

Platin wird an den bedeutendsten Rohstoffmärkten der Welt gehandelt, darunter die New York Mercantile Exchange (NYMEX) und der London Platin & Palladium Market (LPPM). Für Anleger bietet sich der Handel mit Platin über Zertifikate, Optionsscheine oder Exchange Traded Commodities (ETCs) an.

Platin ist das letzte der vier bekanntesten Edelmetalle, welches das Hoch von vor der Corona-Krise noch nicht überbieten konnte. Genau genommen, nach der Dow-Theorie, wäre Platin demnach noch im "Bear Market". Da die Edelmetalle jedoch eine relativ hohe positive Korrelation aufweisen (abgesehen von Palladium in den letzten Monaten), kann davon ausgegangen werden, dass ein höheres Hoch im Platinpreis nur eine Frage der Zeit ist. Es ist wenig überraschend, dass der Platinpreis bei ca. 1'000 USD nach unten abgeprallt ist, da dies momentan die obere Trendkanalbegrenzung eines langjährigen Abwärtstrends darstellt.

Mit dem Corona-Crash wurde Ende März ein langfristiges Worst-Case-Ziel bei 598 USD erreicht. Nach der Elliott-Wellen-Theorie befinden wir uns seither in einer neuen Impulswelle. In den folgenden beiden Charts ist die BIG PICTURE Elliott-Wellen-Analyse einmal mit und einmal ohne Indikatoren abgebildet. Die Indikatoren sind noch nicht im stark überkauften Bereich angekommen und lassen weiteres Aufwärtspotenzial zu.

Im folgenden Chart sieht man an den roten Balken, wie viel Platin vom Allzeithoch in der ersten Abwärtsstrecke bis zum Tief verloren hat. Zieht man diese Abwärtsstrecke vom Hoch Ende 2011 nach unten, kann man sehen, dass das Tief ca. 8 Jahre später ziemlich exakt im abgetragenen Bereich zustande gekommen ist.

Dem folgenden, mittelfristigen Chart kann entnommen werden, dass noch eine Korrekturausdehnung auf ca. 900 USD, maximal 875 USD, einkalkuliert werden muss. Danach sind dynamische Kursanstiege auf vorerst ca. 1'200 USD zu bevorzugen.

5'000'000'000 USD kostet momentan ungefähr eine weltweite Jahresproduktion Platin. Von den 200 Tonnen werden ca. 90 % in Südafrika, Russland und Kanada abgebaut.

Zum Vergleich: Es werden jedes Jahr ca. 3'000 Tonnen Gold abgebaut. Bei den aktuellen Preisen wären das ca. 180'000'000'000 USD.

Der Platinpreis notiert aktuell ca. 55 % unter dem Goldpreis. Sehr interessant ist aber vor allem das Platin/Palladium-Ratio, das nach wie vor auf einem absoluten Extremwert liegt. Platin ist demnach für den Contrarian wesentlich interessanter.

Die CoT-Daten haben sich beim Platin wesentlich stärker aufgehellt als beim Gold und befinden sich auf dem selben Niveau wie damals, als Platin bei ca. 850 USD notierte und anschließend auf über 1'000 USD anstieg. Mittel- bis langfristig sehen die CoT-Daten weiterhin sehr unterstützend für weitere baldige Folgeanstiege aus.